Weltoffen, geradlinig – und unpünktlich
Diese offene, sehr bürgerliche und teils großzügige Art haben die Kölner sich bis heute bewahrt. Vornehmtuerei und parfumiertes Gehabe sind verpönt, der einfache, direkte Ton wird bevorzugt. „Mach nit esu nen Baselemanes!“ sagt man und meint: „Mach nicht so ein Getue“ oder „Stell dich nicht so an!“ Der „Baselemanes“ kommt vom Französischen „baisemains“, dem Handkuss, was zeigt, wie tief die Verachtung für affektiertes Benehmen sitzt. Doch auch „preußische Tugenden“ wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit oder Gehorsam werden in Köln recht gering geschätzt, was ebenfalls in verschiedenen Redewendungen zum Ausdruck kommt. „Küste hück nit, küste morje“ bedeutet, dass die Dinge hier schon mal ein wenig länger dauern können. Oft folgt noch der wenig verheißungsvolle Nachsatz: „Un morje suwiesu nit.“
Fatalismus und Moderne
Diese lockere Lebenseinstellung ist gepaart mit einem Hang zum Fatalismus. „Et hätt noch emmer jot jejange“ meint, dass sich die Dinge ohnehin sehr oft von selbst erledigen, und wenn’s doch mal nicht so gut läuft, dann tröstet die Erkenntnis, dass „et hätt vill schlemmer kumme künne“.
Alles in allem sind die Kölner – sowohl in ihrer Selbsteinschätzung als auch in der Wahrnehmung von außen – positiv, liberal, modern und multikulturell. 17% der Einwohner haben eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft, dazu kommen noch über 2,4 Millionen Besucher pro Jahr. Und obwohl Köln nach wie vor den Ruf einer katholischen Stadt hat, sind nur rund 40% der Bevölkerung Katholiken; 20% sind evangelisch und 10% islamisch. Seit 2006 ist Köln übrigens nicht nur Erzbistum, sondern auch Sitz des „Zentralrates der Muslime“. Auch die jüdische Gemeinde Kölns ist mir 3.600 Mitgliedern eine der größten Deutschlands und v.a. die älteste nördlich der Alpen: Sie bestand schon zur Zeit Konstantins um 321.
Einen Punkt gibt es allerdings, wo die Kölner gar keine Toleranz kennen, das ist ihr Verhältnis zu Düsseldorf. Zwischen diesen beiden Städten herrscht eine tiefe Rivalität, deren Wurzeln irgendwo weit in der Geschichte verborgen liegen. Wo, ist im Grunde egal, denn für Außenstehende ist diese „Feindschaft“, die von Kölnern und Düsseldorfern so genüsslich ausgelebt wird, sowieso kaum nachvollziehbar.
Kölsch
„Kölsch“ ist ein Adjektiv, das alles bezeichnet, was eben „typisch kölsch“ ist. „Kölsch“ heißt auch die lokale Mundart, die nach wie vor sehr gepflegt wird und in der Kultur, im Volkstheater, im Kabarett, im Karneval und in den Songs des Kölsch-Rock ausgesprochen lebendig ist. Köln leistet sich seit 1983 sogar eine eigene „Akademie för uns kölsche Sproch“.
Insbesondere meint „Kölsch“ aber auch das Bier dieser Stadt, zu dem die Einwohner ein durchaus inniges Verhältnis haben. Das Kölsch ist ein helles, obergäriges Vollbier, das seit dem Jahr 874 und bis heute ausschließlich in der Domstadt gebraut werden darf. Das Brauen geschieht in großer Vielfalt: Wohl in keiner anderen deutschen Stadt gibt es derart viele verschiedene Biersorten wie in Köln. Getrunken wird das Kölsch aus „Stangen“, schlanken 0,2-Liter-(Mini)Gläsern. Zum Kölsch gehören untrennbar die Brauhäuser, in denen der „Köbes“, der Kellner, die Gäste ungefragt mit Nachschub versorgt, solange sie nicht den Bierdeckel als Zeichen gestillten Durstes aufs Glas legen.
Karneval & Klüngel
„Typisch kölsch“ ist selbstverständlich der Karneval, der hier sozusagen die fünfte Jahreszeit ist und alljährlich etwa eine Million Besucher in die Stadt lockt. Höhepunkt ist der Rosenmontagsumzug, wenn die Stadt quasi im Ausnahmezustand und die Sperrstunde aufgehoben ist, während Geschäfte und Behörden geschlossen haben. Sämtliche Unterschiede sind aufgehoben, überall triumphieren Lebensfreude und Narretei, und durch die ganze Stadt schallt das berühmte „Kölle Alaaf!“
Typisch kölsch ist allerdings auch der „Kölsche Klüngel“, ein System gegenseitiger Hilfestellung unter den wichtigen Leuten der Stadt, in dem sprichwörtlich „eine Hand die andere wäscht“. „Man kennt sich und man hilft sich“, erklärte dies der einstige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer. Die Grenzen zu Korruption und Interessensvermischung sind allerdings fließend, doch in Köln sieht man auch das nicht so eng.
Der 1. FC Köln
Ein wesentlicher Aspekt der Kölner Identität ist nicht zuletzt der 1. FC Köln. Obwohl ein Titelgewinn (der DFB-Pokal 1983) schon lange her ist und der Club zeitweilig sogar zweitklassig war, stehen die Fans treu zu ihm. Fast alle Heimspiele der „Geißböcke“ sind ausverkauft, und auch hier zeigt sich, dass den Kölnern der Erfolg nicht so wichtig ist, wenn nur das „Jeföhl“ stimmt!